Eine Firmengründerin, die aus der eigenen, aufstrebenden Firma aussteigt, um sich einige Jahre später wieder einstellen zu lassen und dann von «der perfekten Stelle» spricht? Klingt komisch, ist aber so. Grund genug, sich mit Eliane «Eli» Megert, Senior Packaging Engineer bei clearByte, hinzusetzen und etwas genauer nachzufragen.

«Eli, was machst du bei clearByte?»
Eli: «Chli sünnele!»
«…»

In Wahrheit ist das sonnigste an Ihrem Arbeitsalltag wohl ihr eigenes Wesen – denn Eli ist, in den Worten eines langjährigen Arbeitskollegen, «eine Schwarzgurt-Paketiererin», die trotz kleinem Pensum eine Menge Gewicht in der clearByte-Paketierung stemmt.

Alles nur o und 1

Ihre berufliche Karriere startete die heute 38-jährige Eliane mit dem Anbringen von Preisklebern auf Nike-Schuhen in einem Lager: «Ich habe als Teenager eine Lehre als Damenkonfektionsverkäuferin begonnen. Genau 3 Monate lang. Die Idee war also nicht besonders gut», kommentiert sie ihren holprigen Start ins Berufsleben. Durch den Tipp von Bekannten, PC-Anwenderkurse zu besuchen, kam sie mit etwa 17 Jahren erstmals in den Kontakt mit IT-Materie. Zur Überraschung aller Beteiligten – inklusive ihr selbst – hatte sie ziemlich grossen Spass am Anwenderkurs, ausserdem war da offensichtlich ein schlummerndes Talent: «Da fiel es mir erstmals auf, dass ich eigentlich ziemlich analytisch unterwegs bin, ich hätte das davor niemals zu meinen Stärken gezählt.» Bis dahin, so erzählt sie heute, wäre sie von ihrem Umfeld in eine Schublade gesteckt worden, weil «Mädchen halt nicht so gut in Mathe sind», wie man ihr eintrichterte. «Es ist schon interessant, wie man sich kategorisieren lässt. Ich ging immer auf Distanz zu Zahlen und liess mich in die kreative Schiene drücken, weil ich recht gut zeichnen konnte», sagt sie heute.

«Aber eigentlich wäre die Materie ja super einfach, das ist ja einfach alles 0 oder 1. Also nur Fleissarbeit, easy!», fügt sie an. Eine Aussage, die wohl nur eine Entwicklerin von sich geben kann, aber für heute lassen wir das einfach mal so stehen.

Die Rückkehrerin

Im Kontext der IT konnte sie sich von der Konditionierung lösen, die sie als Teenie erfahren hat und vollkommen losgelöst in die Materie einsteigen. Ihre erste Anstellung in der IT war schliesslich in einem Service-Team und einem grossen Umzugsprojekt in einer Bank. Und obwohl sich die Arbeit diesmal mehrheitlich um Hardware drehte, waren ihre Vorgesetzen stets zufrieden mit ihr und sie zufrieden mit ihrer Arbeit. Win-win. Weil sie, befeuert von intrinsischer Motivation, so «Gas gegeben» hat, wie sie sagt, wurde ihr nach dem Umzugsprojekt eine Stelle in einem Team in der Bank angeboten. Die Aufgaben des Teams: Paketierung und Deployment. «Ackern, ackern und nochmal ackern», sagt sie heute über die Zeit, die folgte. In ein paar Wochen Englisch lernen, einarbeiten in die Paketierung, Technikerschule absolvieren – die Motivation riss nie ab. Das Paketierungshandwerk lernte sie übrigens von zwei Kollegen (einer davon ist unser CEO Alex Gretler), die ihr noch eine Weile bleiben sollten: Mit ihnen und zwei weiteren Herren gründete Eli nach ein paar Jahren gemeinsamer Freelancer-Projekte im Jahr 2007 die heutige clearByte.

Mit dem Wunsch nach mehr Aufgaben in der Entwicklung verliess sie das mittlerweile auf Paketierung spezialisierte Unternehmen nach einigen Jahren aber bereits wieder.

Auf Ihre Stelle bei unserer direkten Konkurrenz gehen wir hier gnädigerweise nicht ein.

Denn – wir schreiben mittlerweile 2014 – Eli kehrte nach der Geburt ihres ersten Töchterleins glücklicherweise zu clearByte zurück.

Seit da bereichert Eliane mit ihrem aufgestellten Wesen und sattelfester Paketierungsexpertise unser Unternehmen wieder und hat zwischenzeitlich sogar noch ein zweites Töchterlein auf die Welt gesetzt und sich einen belgischen Schäferhund zugelegt. «Die perfekte Stelle», sagt sie über ihr derzeitiges Anstellungsverhältnis und ergänzt: «Ich glaube nicht, dass meine derzeitige Stelle zu toppen ist, diese Art von Flexibilität ist sonst schwer zu finden. Da spielt sicher auch das Vertrauen rein, weil wir uns alle schon so lange kennen.»

Herz vor Kopf

«Man fragt sich ja grundsätzlich oft: Kopf oder Herz? Bei mir kommt immer zuerst das Herz, gleichzeitig versuche ich, mit dem Kopf offen zu bleiben», antwortet Eli auf die Frage, wie bei ihr Entscheidungen zustande kommen. «Was wäre das Leben denn, wenn du nicht machst, was dir dein Gefühl sagt? Mein Leben hat mich gelehrt, niemals «Nie» zu sagen.» So war sie mit 25 Jahren ganz sicher, nie Kinder zu haben, «nicht, weil ich nicht wollte, sondern weil ich mich nicht dort sah. Das änderte sich dann relativ plötzlich. Aber das dann zulassen zu können – das meine ich mit «Sag niemals nie». Mach den Kopf nie so weit zu, dass du dich selbst damit einengst.»

Die Entscheidung fiel zuletzt zugunsten eines ruhigen Familienlebens aus: Eli lebt mit ihrem Lebenspartner und ihren zwei kleinen «Gören» (ihre eigene liebevolle Wortwahl) in der Region Winterthur in einem alten Bauernhäuschen auf dem Land. Ihre Wohn- und Lebenssituation beschreibt Eliane analog zu ihrer beruflichen Laufbahn: «Es ist ein bisschen wie mit der IT auch – ich hätte nie gedacht, dass ich hier landen würde und mein Umfeld sagte sich «die spinnt doch». Ich wollte nie Kinder, einen Hund oder ein Haus. Aber es ist richtig cool heute!» Sie würde wohl nicht mehr tauschen.

Und zum Schluss: Turbo-Fragerunde mit Eli!

Was wolltest du als Kind werden?
Zoodirektor

Wie fängt ein guter Tag an?
Mit Kaffee

Auf was sparst du gerade?
Freizeit

C# oder Java?
C#

Zuoberst auf meiner Bucket List steht …
Reisen

Hiphop oder Rock?
Hiphop

Bier oder Wein?
Wein

Schlechteste Software?
ArchiCAD (Das geht wohl eher gegen die Paketierung der Applikation als gegen die Software selbst)

Wohnung in der Stadt oder Haus auf dem Land?
Ja, gsesch jetzt!? Eigentlich, ich: Wohnung in der Stadt (lacht)

Paketieren oder Programmieren?
Programmieren

Was ist deine schlechteste Angewohnheit?
Ungeduld

Was ist die schlechteste Angewohnheit deines Hundes?
Auch Ungeduld

Beste Pizzasorte?
Tonno

Was zuerst: Der Trailer oder der Film?
Film

Wie wirst du deinen Ruhestand verbringen?
Rennend mit Hund

Danke,
Eli!